Plädoyer für die Ampel
Ampeln sind eine ziemlich widersprüchliche Einrichtung. Manchmal scheint sie mir als letzte Rettung, ein anderes mal ist sie völlig überflüssig.
Wenn eine endlose Blechlawine an mir vorbei donnert und mir jede Chance nimmt, heil und gesund die Straße zu überqueren, dann ist sie ein Segen. Sie gebietet anderen Einhalt und verschafft mir Vorrang. Wenigstens für einen kurzen Moment.
„Wie blöde bist du eigentlich“, schimpfe ich, wenn ich Nachts an der gleicher Stelle stehe: „Du sagst, ich soll warten? Was soll das?Weit und breit ist kein Auto zu sehen!“
Nur drei Farben, Rot, Gelb und Grün, das ist wenig. Abweichungen vom Standard sind nicht erlaubt. Zwischentöne gibt es nicht. Schwarz fehlt ganz.
Rot bedeutet: Auf die Bremse treten! Grün sagt: Freie Fahrt! Was Gelb will, bleibt unklar. Bedeutung erlangt es nur im Konzert mit Anderen.
Erscheint es im Zusammenhang mit Grün, bedeutet es es: Still gestanden! Nicht mehr bewegen!“ Gesellt es sich zu Rot, sagt es diesem: „Gleich geht dein Licht aus!“
Bei allen Widersprüchen. Sie raufen sich zusammen! Rot ohne Grün ist überflüssig, Grün ohne Rot gefährlich, Gelb allein bleibt unbedeutend. Nur gemeinsam haben sie die Macht.
Ampel sind ein Auslaufmodel. Zum Glück! Sie nerven gewaltig!
Kreisverkehre gewinnen die Oberhand. Unlängst las ich auch warum: Der Verkehr fließt besser. Auch gibt es weniger Unfälle.
Darüber hinaus finde ich sie bequem: Habe ich die Orientierung verloren, kann ich so lange im Kreis herum fahren, bis ich weiß wohin ich will! Wird mir schwindelig, nehme ich einfach die nächste Ausfahrt.
Aber was ist da los? Es geht ja immer nur nach Rechts!“
Jörn Wiertz, August 2023